Eugen Drewermann: Wege zum Frieden

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Die vielbeachtete Rede Eugen Drewermanns zum 80. Jahrestag des deutschen Angriffs auf die Sowjetunion mit der sich anschließenden Diskussion liegt nun als Buch vor. In seinem Vortrag am 22. Juni 2021 in der Überwasserkirche Münster, durchgeführt von pax christi und der DFG/VK Münster, hatte Drewermann nicht nur die damaligen Ereignisse in Erinnerung gerufen, sondern auch dargelegt, warum es immer noch keinen Frieden mit Russland gibt und was dafür getan werden müsste.
Das ungeheure Leid der Russen mit über 27 Millionen Kriegstoten, die systematische Ausrottung der Bevölkerung sei bis heute unaufgearbeitet, ungesühnt. Der Holocaust an den Juden habe zurecht Eingang in unsere Erinnerungskultur gefunden, sagt Drewermann und fragt: Aber was ist dann mit den Russen? Und er erinnert daran, dass alle Versuche der Sowjetunion und danach Russlands zur Versöhnung, zur Demilitarisierung Europas vom Westen zurückgewiesen wurden. „Aufgerüstet haben wir im Westen“, sagt er.
Und dann kommt im Jahr 1989 zum dritten Mal ein Angebot zur Abrüstung, zur Demilitarisierung und wieder lehnt der Westen ab. Das ist für ihn der Punkt, an dem er den Westen nicht mehr versteht und mit der Nato, „dem aggressivsten Militärbündnis der Welt“, hart ins Gericht geht. Das zuvor Unvorstellbare tritt ein: Der Warschauer Pakt löst sich auf, Russland, über das man 50 Jahre lang gelogen hat, sie wollten uns angreifen, zieht sich zurück. Wir versprechen, nicht vorzurücken und rücken dann doch vor und stehen heute wieder an den Grenzen Russlands.
Drewermann belässt es aber nicht bei den Anklagen, sondern versucht auch zu ergründen, wie diese Politik gegen die Interessen der Menschen durchgesetzt werden kann. Eine Erklärung sieht er in dem Geflecht aus Lügen, Propaganda, Diffamierungen und Verdrehung der Fakten, mit denen die Menschen manipuliert werden und appelliert: „Glauben Sie niemals mehr der Lüge, wir müssten eingreifen, weil drüben die Barbaren sind, die Inhumanisten, die Kriminellen. Glauben Sie das niemals.“
Wir lernen das Falsche aus Auschwitz, sagt er. 50 Jahre, nachdem Hitler Belgrad bombardierte, wieder Bomben auf Belgrad zu werfen, das im Ernst sollen wir lernen aus Auschwitz, empört er sich. Seiner Ansicht nach pervertieren wir Verantwortung in das Gegenteil dessen, was sie sein sollte.
Drewermann zeigt auf, wie diese Verantwortung aussehen könnte, im Mittelmeer, in Süd-und Osteuropa und skizziert Wege zum Frieden. Er erinnert an Katharina die Große, an Dostojewski und Kant, an Gorbatschow und sieht auch bei Putin Ansätze, die man aufgreifen könnte. Und er verweist auf Gandhi, Martin Luther King und ganz besonders auf Jesus, der „Brüderlichkeit unter den Menschen“ wollte. Gerade zu Weihnachten, dem Fest des Friedens, eine wichtige Botschaft nicht nur für diejenigen, die glauben, dass man sich, zum dritten Mal innerhalb eines Jahrhundert, jetzt wieder gegen Russland in Stellung bringen müsse.
Eine der wichtigsten Reden, die in diesem Jahr gehalten wurden, vielleicht sogar die wichtigste überhaupt, denn der Friede ist das Wichtigste: pax optima rerum.

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