Anton Eickhoff – vom Nazi zum Chefredakteur der WN

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Anton Eickhoff – vom Nazi zum Chefredakteur der WN
Stationen eines Journalisten in Münster von 1931 bis 1969

Ein Journalist, der acht Jahre lang Propagandist der Nationalsozialisten war, soll 20 Jahre lang Chefredakteur der Westfälischen Nachrichten gewesen sein? Michael Bieber, der im Rahmen seines Studiums im Alter an der Uni Münster auf diese Informationen stieß, mochte es zunächst nicht glauben. So forschte er immer tiefer, recherchierte auch kleinste Details und musste schließlich feststellen: Weder der Chefredakteur selbst noch der Aschendorff-Verlag hat diese unsägliche Geschichte jemals aufgearbeitet.
Die Person, um die es geht, ist Dr. Anton Eickhoff, der sich selbst auch Antonius Eickhoff nennt. Er startet seine Karriere 1931 im Hause Aschendorff, wird 1940 NS-Propagandist bei der Wehrmacht und in den letzten beiden Kriegsjahren Chefredakteur der Deutschen Zeitung in den Niederlanden. Seine Gesinnung ist von Anfang an stramm deutsch-national und anti-demokratisch. Sie wird zunehmend auch judenfeindlich und endet in wilden Durchhalteparolen für den Nationalsozialismus -selbst nach dem Tod Hitlers.
„Wie konnte das sein“, fragte sich Michael Bieber, „dass ein derart vorbelasteter Journalist 20 Jahre lang die politische, geistige und kulturelle Entwicklung Münsters und des Münsterlandes beeinflussen und mitprägen konnte, ohne dass er seine Verstrickungen in die NS-Zeit aufgearbeitet hatte.“ Unter anderem fand er heraus, dass Eickhoff bei seiner Entnazifizierung bewusst getäuscht hatte, seine Akte Verschleierungen und Lügen enthielt. Es sei aber auch ein Phänomen der damaligen Zeit gewesen, räumt der Bürger-Wissenschaftler ein: Durch den aufkommenden Kalten Krieg sei die Entnazifizierung nicht konsequent zu Ende geführt worden und Nazis hätten in allen gesellschaftlichen Bereichen wieder Fuß gefasst. Einige dieser Personen mit NS-Verstrickungen in Münster, meist Weggefährten Eickhoffs, finden in Biebers Buch ebenfalls Erwähnung, wie z.B. Theo Breider, der Gründer des Mühlenhofes
Den eigentlichen Skandal sieht Michael Bieber inzwischen darin, wie der Aschendorff-Verlag mit seiner eigenen Geschichte umgehe. Während andere Unternehmen die Zeit des Nationalsozialismus kritisch aufgearbeitet hätten, würde der Aschendorff-Verlag seine Verstrickung in der Zeit des Nationalsozialismus immer noch „beschweigen“. Am Beispiel Anton Eickhoff werde das mehr als deutlich.
Über ein Jahr hat der Autor geforscht, Archive in Münster, Duisburg und Amsterdam aufgesucht und nun eine 120seitige Arbeit mit 271 Fußnoten vorgelegt. Sie wurde auf den Internetseiten der Universität Münster veröffentlich und liegt nun im Gerhard Schepper Verlag gedruckt als Buch vor.

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